Wer kennt ihn nicht... den
Hermann.
Ein Sauerteig aus Weizenmehl, Hefe und Wasser, der sich durch Fütterung vermehrt und über einen langen Zeitraum hinweg genießbar bleibt.
Bereits seit der Antike wird dieses Prinzip vom Teigansatz umgesetzt, in Deutschland ist der Hermann spätestens seit den
70er Jahren bekannt.
Im Laufe der
1980er entstand aus dem beliebten Hermannteig eine Art Brauch. Kettenbriefe waren gerade groß in Mode und so kam wohl irgendjemand auf die kreative Idee den Sauerteig nach dem Füttern nicht komplett zu verbacken, sondern zu teilen und an andere Menschen zu verschenken. Diese Menschen sollten wiederum füttern, teilen und verschenken, so dass am Ende aus einem einzigen Hermann-Ansatz viele kleine Hermanns entstanden, die den Menschen überall im Land leckeren Kuchen bescherten.
Der
Kettenbrief, der dem Hermann beigelegt wurde, konnte z.B. so aussehen:
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Copyright Kinkerlitz&Käsekuchen |
Dieser Trend des weiterzugebenden Hermanns, verflog allerdings auch relativ schnell wieder und heutzutage gibt es tatsächlich Menschen, die ihn überhaupt nicht kennen. 😲
Ich selbst kenne ihn aus meiner
Kindheit, da wurde der ein oder andere Hermann von Bekannten oder Freunden übergeben. Soweit ich mich erinnerte, schmeckte der daraus gebackene Kuchen auch immer sehr lecker.
Also kam ich auf die Idee so einen Hermann selbst anzusetzen. Es ist nicht schwierig, geht schnell, Hermann ist pflegeleicht und am Ende hat man einen leckeren Kuchen, ein Brot oder was einem sonst so einfällt. 😁
Los geht's!
Wenn man Hermann selbst produziert, benötigt man zunächst folgende
Zutaten für den Grundteig:
- 100 g Weizenmehl
- 1 EL Zucker
- 1/2 Pck. Trockenbackhefe
- 150 ml lauwarmes Wasser
Zubereitung Grundteig
Mehl in eine verschließbare Schüssel aus Plastik oder Glas füllen (ca. 1 - 2 l Fassungsvermögen), mit Zucker und Hefe vermischen. Wasser hinzufügen und mit einem Holz- oder Kunststofflöffel zu einem glatten Teig verrühren. Die Schüssel dann verschließen.
Ist der Grundteig erstmal hergestellt, muss man gar nicht mehr so viel mit Hermann machen. Er muss nun 2 Tage bei Zimmertemperatur stehen und ab und zu etwas umgerührt werden.
Nach Ablauf dieser zwei "warmen" Tage für Hermann, geht es in den Kühlschrank. Und ab diesem Zeitpunkt geht es so weiter, als hätte man ihn geschenkt bekommen, also wie auf dem Brief beschrieben.
Hermannzüchtung
1. Tag: Ruhen
2. Tag: Umrühren
3. Tag: Umrühren
4. Tag: Umrühren
5. Tag: Füttern!
Am 5. Tag wird also
endlich gefüttert! Dafür benötigt man folgende
Zutaten:
- 100 g Weizenmehl
- 150 g Zucker
- 150 ml Milch
Die Zutaten zum Hermann geben und gut verrühren. Anschließend die Schüssel wieder gut verschließen und zurück in den Kühlschrank stellen.
6. Tag: Umrühren
7. Tag: Umrühren
8. Tag: Umrühren
9. Tag: Umrühren
10. Tag: Füttern und Backen!
Die oben genannten Zutaten wieder hinzugeben und ordentlich rühren.
Und
nun ist Hermann schon bereit, um verbackt, verschenkt und weitergezüchtet zu werden. 😃
Man nehme also einen Teil Hermann (je Teil ca. 200 g) für sich selbst, ein (oder zwei) Teil(e) zum Backen und der Rest wird in kleinen Einmachgläsern verschenkt.
Auf dem Hermannbrief ist das Rezept für den herkömmlichen Hermannkuchen vermerkt, welches sehr lecker ist.
Ich habe diesmal mit meinem Teig aber einen
Kirschkuchen gebacken und habe dafür zwei Teile Hermann benötigt (ca. 400 g).
Durch den Sauerteig des Hermanns ist der Kuchen sehr fluffig, hat eine leichte Hefeteignote und schmeckt einfach anders. Aber anders gut. Ich denke man muss den Geschmack eines Hermanns mögen, ich kann ihn aber nur empfehlen!
Rezept Hermann-Kirschkuchen
Zutaten für ein Blech:
- 200 g Mehl (Dinkel/Weizen o.ä.)
- 2 TL Backpulver
- 200 g gemahlene Mandeln
- 200 g Zucker (oder 100 g Stevia)
- 2 Pck. Vanillezucker
- 250 g weiche Butter
- 6 Eigelb
- 6 Eiweiß
- 200 g gehackte Vollmilchschokolade
- 500 g Sauerkirschen
- 400 g Hermannteig
Zubereitung
Butter mit Zucker und Vanillezucker schaumig schlagen, nacheinander die Eigelbe dazugeben.
Mehl, Backpulver, Mandeln und Schokolade vermengen und ebenfalls unterrühren.
Den Hermannteig hinzugeben und zum Schluss den geschlagenen Eischnee (aus den 6 Eiweiß) unterheben.
Den Teig nun auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben, gleichmäßig verstreichen und die abgetropften Kirschen darauf verteilen.
Bei ca. 170 °C für ca. 45 Minuten auf unterer Schiene backen.
Sobald der Kuchen auf der Oberfläche goldbraun wird, sollte er fertig sein. Bei Bedarf Stäbchenprobe machen.
Guten Appetit! 😊